In der vorletzten Woche habe ich eine Yin Yogalehrer Ausbildung online gemacht. Bei der wunderbaren Tanja Seehofer. Ja, ich muss zugeben, dass ich momentan im Ausbildungs- und Lern-Wahn bin. Alles Themen, die mich total interessieren und ich eine große Lust verspüre, mich in diesen Bereichen weiterzubilden. Demnächst kommt dann wieder eine Phase, wo es mehr darum geht, anzuwenden statt aufzunehmen 🙂
Es ist schon interessant, dass mich damals, als ich noch festangestellt war, keine einzige Aus- oder Weiterbildung interessiert hätte. Zu der Zeit kannte ich diese Leidenschaft für bestimmte Themen gar nicht. Mit Start meiner Selbständigkeit und auch durch meine Yogalehrer Ausbildung haben sich für mich ganz neue Türen eröffnet. Erst dann habe ich gemerkt, was mir selber für Möglichkeiten im Leben offen stehen. Dafür hatte ich vorher gar keinen Blick.
Die Yin Yoga Ausbildung wollte ich schon seit langer Zeit machen, auch die Lehrerin hatte ich mir schon vor Jahren ausgewählt. Eigentlich war mein Plan, die Ausbildung in Deutschland vor Ort zu machen, generell finde ich das etwas schöner als Online. Da ich jetzt allerdings nicht mehr in Deutschland bin, blieb nur die Online Variante. Im Endeffekt bin ich super dankbar dafür, dass es auch Online möglich ist.
Wieso überhaupt Yin Yoga?
Meine erste Yoga Ausbildung habe ich vor einigen Jahren in Ashtanga / Vinyasa Flow absolviert. Bis vor einiger Zeit habe ich auch noch regelmäßig sehr aktives Yoga für mich geübt. Immer mehr merke ich, dass mir etwas sanftere Yoga Flows sehr gut tut tun, ebenso Yin Yoga. Da sich bei mir gerade sehr viel um das Thema Weiblichkeit, sanfter sein (auch mit sich selber), dreht, passt das Yin Yoga wunderbar dazu. Es geht vor allem darum, in die Ruhe zu kommen, sich zu spüren und wahrzunehmen. In seinen Körper zu kommen und raus aus den Gedanken. Das auf eine sehr sanfte und schonende Art. D.h. nicht, dass Yin Yoga nicht auch anstrengend und herausfordernd sein kann. Zum einen für den Geist, zum anderen für den Körper.
Was ist Yin Yoga überhaupt?
Yin Yoga ist ein passiver Yogastil, in dem man eine Position (Asana) recht lange, d.h. zwischen drei und acht Minuten. Das kann für die einzelnen Körperbereiche durch die starke Dehnung oder Kompression sehr anstrengend sein. Und wie bereits erwähnt, ist dies nicht nur für den Körper herausfordernd, sondern auch für den Geilst Während man diese Position so lange hält, kommen nämlich jede Menge Gedanken hoch.
Unter diesen Gedanken können negative Glaubenssätze auftauchen. Diese sind im Laufe des Lebens, vielleicht auch schon in der Kindheit entstanden. Dinge, die wir uns selber immer wieder sagen, auch im Alltag und nun vor allem in dieser Asana, wo es auf einmal super präsent wird. Es ist sehr spannend, die eigenen Gedanken zu beobachten. zu schauen, was auftaucht, ohne sich mit dem Gedanken zu identifizieren. Das klappt bei mir mittlerweile ganz gut, aber ich erinnere mich noch an meine ersten Yoga Erfahrungen. Da war es definitiv anders.
Meine erste Yin Yoga Erfahrung
Meine erste Yin Yoga Klasse habe ich in Sankt Peter-Ording im Kubatzki Hotel erlebt. Ich wusste damals gar nicht genau, was mich erwartet. Meine Erwartungshaltung für die Stunde war auf jeden Fall, dass ich mich bewege, vielleicht auch etwas auspower, vielleicht auch etwas „leiste“. Als ich dann merkte, dass es gar nicht um Bewegung geht, sondern darum, Positionen sehr lange zu halten, fand ich das richtig doof! Heute weiß ich, dass in meinem Geiste unglaublich viel passiert ist damals während dieser Stunde. Ich wurde sogar wütend. Vielleicht kam dort meine unterdrückte Wut hoch, mit der ich gar nicht umgehen konnte. Außerdem wollte ich nicht, dass Wut überhaupt da ist. Also habe ich mich innerlich dagegen gewehrt, was das Ganze nicht besser gemacht hat.
Die sanften Worte der Lehrerin haben mich so getriggert, dass ich noch wütender wurde. Ihre Worte, das nicht aktiv sein, all die Gedanken in meinem Kopf… das war mir zu viel. Zwischendurch dachte ich, ich verlasse gleich den Raum, weil ich es nicht aushalte und ich diese Stunde absolut blöd fand. Da mir das allerdings zu unangenehm gewesen wäre, bin ich geblieben.
Auch noch lange Zeit nach dieser Erfahrung habe ich gesagt, dass Yin Yoga nichts für mich ist. Ein paar Jahre später habe ich erst bemerkt, dass ich in mir sehr viel Yang Energie trage, ich automatisch immer zu aktiverem Yoga tendiere, mir das sanfte Yoga allerdings als Ausgleich sehr gut tut. Einfach mal weniger machen, ruhiger sein, nicht denken, etwas leisten zu müssen. Aber auch mit diesem Wissen, habe ich bisher sehr selten Yin Praxis in meinen Alltag integriert. Zwar wurden meine morgendlichen Yoga Flows etwas ruhiger und weiblicher, Yin war allerdings selten Bestandteil meiner Routine.
Das möchte ich ab sofort ändern, da ich um die vielen positiven Eigenschaften jetzt noch mehr weiß, beziehungsweise es noch mehr in mein Wissen und fühlen übergegangen ist. Ich denke, wir Frauen dürfen in dieser hektischen und fordernden Zeit noch stärker in unsere weibliche Energie eintauchen und diese stärken. Dafür ist Yin Yoga ein schönes Tool, was ich nur jedem ans Herz legen kann (nicht nur Frauen, auch Männern). Neben meiner eigenen Praxis möchte ich nun noch mehr Yin unterrichten und vielen weiteren Menschen den Zugang zu dieser Yogapraxis ermöglichen, die uns so sehr ins Fühlen und in unseren eigenen Körper zurückbringt.
Yin Yoga, TCM und die fünf Elemente
Was ich vorher auch nicht wusste: Yin Yoga kommt gar nicht aus dem klassischen Yogabereich und nicht aus Indien. Es kommt aus China und ist stark mit der TCM und den fünf Elementen verbunden, da es auf das Meridiansystem der TCM abzielt. Die langsamen, passiven Dehnungen im Yin Yoga stimulieren die Meridiane, die den Organen und den 5 Elementen zugeordnet sind (Holz, Feuer, Erde, Metall, Wasser), und fördern den freien Fluss von Qi, der Lebensenergie. Während der Ausbildung haben wir unter anderem gezielte Haltungen und ganze Sequenzen für die einzelnen Elemente gelernt – sehr interessant.
Warum sollten wir alle mehr Yin in unser Leben bringen?
Yin steht für Ruhe, Reflexion und das Loslassen – Qualitäten, die in unserem oft hektischen und leistungsorientierten Alltag schnell verloren gehen. Mehr Yin in unser Leben zu bringen bedeutet, bewusst Raum für diese Qualitäten zu schaffen – Qualitäten, die uns helfen, innere Balance zu finden. Yin-Praktiken wie Yoga oder Meditation fördern nicht nur tiefe Entspannung, sondern helfen auch dabei, Stress abzubauen und den Körper sowie den Geist zu regenerieren. Durch sanfte Bewegungen und das lange Halten von Positionen lösen wir körperliche Verspannungen und schaffen mentale Klarheit.
Gleichzeitig lädt Yin dazu ein, nach innen zu schauen, Achtsamkeit zu üben und emotionale Blockaden loszulassen. Es erinnert uns daran, dass Pausen nicht nur erlaubt, sondern essenziell sind, um gut für uns selbst zu sorgen und langfristig gesund zu bleiben. Diese Auszeiten ermöglichen ein ganzheitliches Wohlbefinden, indem sie Körper, Geist und Seele in Einklang bringen. Yin ergänzt unser aktives Leben perfekt und schenkt uns die Möglichkeit, die Fülle des Lebens in Balance zu genießen. 🌙
Zusammengefasst:
Die Ausbildung war super und es hat mich noch mehr darin bestärkt, Angebote für Frauen zu erstellen und mit Frauen zusammenzuarbeiten. Wir dürfen unsere weibliche Seite ehren und stärken. Weich sein. Fühlen und einfach Sein.