Frauenkreis – Die Kraft von Gemeinschaft und Austausch

Bereits in dem Beitrag Weiblichkeit stärken habe ich angeschnitten, wie wichtig für mich in den letzten Jahren Frauenkreise geworden sind und hatte angekündigt, dass ich dazu nochmal einen gesonderten Beitrag schreiben werde. Hier kommt er.

Noch bis vor einigen Jahren fand ich es eher komisch, dass Frauen sich in Kreisen zusammenfinden. Warum sollen nicht auch Männer dabei sein? Und was sollen diese Circles überhaupt? Allerdings habe ich damals zum einen selber stark in der männlichen Energie gelebt, zum anderen lebte ich ein ganz anderes Leben . Ein Treffen in diesem Format war mir vollkommen neu.

Zuerst einmal:

Was ist ein Frauenkreis?

Frauenkreise (oder Women Circle) sind Zusammenkünfte von Frauen, in denen sie sich austauschen, mitteilen, zuhören, unterstützen und inspirieren. Das alles in einem geschützten Raum, in dem sich jede Frau so zeigen darf, wie sie ist, ganz authentisch. Mit all ihrer Verwundbarkeit, mit allen aktuellen Themen und Herausforderungen. Abseits des hektischen Alltags taucht jede Frau in ihre eigene Weiblichkeit ein und verbindet sich mit anderen Frauen auf einer tiefen Ebene. Der Frauenkreis kann zum Beispiel Rituale, Meditationen, Gespräche oder kreative Aktivitäten beinhalten.

Frauenkreise gibt es schon seit Ewigkeiten. Sie haben ihren Ursprung in uralten Traditionen vieler Kulturen. Frauen kamen zusammen, um Weisheit und Geschichten zu teilen, gemeinsam Rituale durchzuführen, ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu schaffen, oft in Verbindung mit dem Zyklus der Natur oder zu bestimmten Anlässen.

Wie läuft ein Women Cirlce ab?

Ein sehr wichtiges Element in fast jedem Kreis, in dem ich bisher war, ist das Sharing. Das bedeutet, dass jede Frau im Kreis Zeit bekommt, all ihre aktuellen Themen auszusprechen. Manchmal gibt es einen Redestein oder Redestab, den die Frau, die gerade teilt, in der Hand hält. Es geht darum, in sich hineinzuspüren und zu lauschen, was gerade präsent ist. Dabei können Geschehnisse, aber vor allem auch die eigenen Gefühle und Gedanken mitgeteilt werden. Wenn du dich mit einer Freundin abends in der Pizzeria triffst, werden die Gespräche eventuell anders verlaufen und nicht so tief gehen, wie in einem Frauenkreis.

Während eine Frau spricht, hören alle anderen zu, sie kommentieren und fragen nicht. Auch das sind wir oftmals gar nicht gewohnt, da wir meistens in Dialog mit anderen Personen sind und wir gegenseitig das Gesagte kommentieren. Oder vielleicht auch Ratschläge mitgeben. Das kann auch einen Mehrwert bieten, manchmal braucht es aber vielleicht nur ein Zuhören. Das gehört werden kann eine heilende Funktion werden. Gerade, wenn wir uns im Alltag vielleicht öfter einmal nicht gehört fühlen. Von Personen um uns herum, vom Partner oder Ehemann, von Freunden, den Eltern, den Kindern oder sogar von uns selbst. Auch nachdem die mitteilende Frau fertig ist, wird in der Regel nicht kommentiert. So habe ich es zumindest bisher erfahren. Aber natürlich gibt es hier kein Richtig oder Falsch und auch keinen konkreten Fahrplan. Es soll ja weiblich sein und darf daher fließen und frei gestaltet werden.

Es gibt Kreise von einer Kreisleiterin, die dies quasi als Event anbietet und die Inhalte alleine plant. Entweder einmalig oder regelmäßig. Sie finden dann z.B. bei der Kreisleiterin statt oder in einem angemieteten Raum. Genau so kann es Kreise geben, wo Frauen sich zusammentun und gemeinsam gestalten. Dann finden die Kreise oftmals abwechselnd bei einer Frau aus dem Kreis statt.

Mein 1. Women Circle

 

Ganz genau kann ich gar nicht mehr sagen, wann ich zum ersten Mal bei einem Frauenkreis war. Ich kann mich allerdings erinnern, dass ich etwas unsicher und skeptisch war. Damals fühlte ich mich beim Teilen nicht sehr wohl, vor allem, weil es ungewohnt für mich war. Mein Innerstes vor größtenteils fremden Personen zu teilen, fiel mir schwer. Dazu kam noch, dass ich nicht gerne vor einer Gruppe von Menschen gesprochen habe. So hatte ich gleich zwei Hürden zu übersteigen. Und ich kann sagen, dass es sich sehr gut anfühlte, als ich es einfach gemacht habe. Danach fühlte ich mich befreit, verbunden, genährt. Und so kam es, dass ich immer mal wieder zu einem Women Circle ging. Eher unregelmässig.

Über die Jahre habe ich meine Scham besiegt, wobei sie sich ab und an immer nochmal kurz zeigt. Allerdings ist es „normal“ geworden, dass ich mich vor anderen Menschen öffne, auch wenn diese Frauen nicht meine engsten Freundinnen sind. Ich selber habe auch schon Frauenkreise gehalten und werde dies in Zukunft sicherlich immer mal wieder tun. Aktuell bin ich in Portugal Teil eines wunderbaren Schwesternkreises, dazu weiter unten mehr.

Frauenkreise
Enka wartet auf die Frauen
Warum sind keine Männer in diesen Kreisen?

Ich habe schon öfter die Erfahrung gemacht, dass in Kreisen, in denen unter viele Frauen auch nur ein einziger Mann ist, die Energie eine andere ist. Viele Frauen halten sich dann zurück. Wollen nicht viel teilen oder trauen sich nicht. Unter Frauen trauen sie sich eher, über Gefühle zu sprechen und ihnen Ausdruck verleihen. Sehr oft wird in den Kreisen geweint, was natürlich vollkommen willkommen ist. Wie gesagt, jede darf sich so zeigen, wie sie ist. Auch mit ihrer Traurigkeit.

Eine Frau versucht gegenüber einem Mann vielleicht, noch eher etwas zur Schau zu stellen, etwas darzustellen, sich zu verstellen. Vielleicht gar nicht bewusst, aber unbewusst. Vielleicht kommt sogar öfter die Frage auf „Was denkt er wohl gerade von mir?“. Zudem entsteht tatsächlich eine ganz besondere Energie in einer reinen Frauengruppe. Probier es aus!

Frauenkreis Rituale

Frauenkreise können bestimmte Rituale beinhalten. Neben dem schon beschriebenen Sharing Circle, gibt es zum Beispiel Rituale zur Eröffnung und zum Schließen des Kreises. Der Kreis kann mit dem Anzünden einer Kerze begonnen werden, mit dem Räuchern des Raumes und der Teilnehmerinnen (zur energetischen Reinigung) oder damit, dass sich alle an den Händen fassen. Zum Abschluss können Danksagungen, ein gemeinsames Lied oder wieder das Händehalten den Kreis symbolisch schließen.

Ein anderes Ritual kann eine gemeinsame Meditation sein, die von einer Teilnehmerin angeleitet wird. Die Meditation kann auch Teil der Eröffnung des Kreises sein, damit sich die Frauen zu Beginn erden, mit sich selber verbinden und erst einmal in Ruhe im Kreis ankommen können.

Kreative Rituale wie gemeinsames Tanzen, intuitives Malen oder Schreiben können ebenso Inhalte sein. Diese Rituale bringen die Frauen in ihre Kreativität, was ein Attribut für Weiblichkeit ist.

Auch das gemeinsame Essen kann als Ritual mit in den Kreis gebracht werden. Am ehesten zu Beginn oder zum Abschluss des Kreises.

Sicherlich gibt es noch unzählige weitere mögliche Rituale, der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. In der Regel ging es in den Kreisen, in denen ich bisher war, hauptsächlich um das Sharing.

Und ehrlich gesagt ist es auch das, was ich am meisten schätze. Es tut unglaublich gut, sich in einem geschützten Rahmen mitteilen zu können und ebenso, den Geschichten der anderen Frauen zu lauschen und mitzubekommen, wie sich jede ganz authentisch zeigt. Das schafft eine starke Verbindung. Es findet Heilung und Wachstum in diesen Frauenkreisen statt.

Frauenkreis Themen

Was können Themen in einem Frauenkreis sein? Das kann wirklich alles sein. In den meisten Kreisen, in denen ich war, wurde kein festes Thema vorgegeben, sondern jede Frau hat frei davon erzählt, was sie gerade beschäftigt. Das kann eine Lebenssituation sein, die Beziehung zu einer Person, Wünsche, Träume, Emotionen, Gedanken.

Es gibt allerdings auch Kreise, in denen ein bestimmtes Thema mitgebracht wird, wozu man sich austauscht. Und auch das kann sehr vielschichtig sein. Mögliche Themen könnten sein: Selbstliebe und Selbstwert, Grenzen setzen, Menstruation und Zyklus, Partnerschaft und Liebe, das innere Kind, Kreativität und vieles, vieles mehr.

Ich persönlich schätze gerade das freie Sharing ohne vorgegebenes Thema. Wahrscheinlich tut es jeder Frau gut, sich außerhalb der eigenen Familie mit anderen Frauen auszutauschen und als Singlefrau tut es ebenso gut, zu wissen, dass dort andere Frauen sind, die für einen da sind und denen ich mich mitteilen kann.

Was ich mir wünsche

Dass es immer mehr Frauenkreise gibt. Und genau so Männerkreise. Dass Männer sich zusammenfinden und genauso über ihre Themen und Gefühle sprechen. Und wenn sowohl Frauen, als auch Männer ihre Kreise gebildet und ihre Erfahrungen darin gemacht haben und bereits einiges geheilt haben, dann finde ich es umso schöner, wenn Frauen und Männer in einem gemeinsamen Kreis zusammenkommen und sich dort authentisch und verletzlich zeigen können. Denn auch das wird uns allen sicherlich nochmal mehr helfen, zu heilen. Allerdings glaube ich, dass vorher wirklich die getrennten Circles als Basis dienen können.

Hier in Portugal

In Aljezur war und bin ich so oft in Frauenkreisen wie nie zuvor 😉 Es gibt einen Circle, der wöchentlich stattfindet. Neben dem Sharing gibt es 3-mal im Monat einen Vortrag einer Frau zu einem gewählten Thema und in der vierten Woche wird getanzt. Dieser Kreis wird nun zu einigen Treffen auch für Männer geöffnet.

Eine Freundin von mir hat seit einigen Jahren einen Frauenkreis und lädt die Frauen meistens zu sich nach Hause ein, ab und an findet er auch bei jemand anderen statt. Leider habe ich es dort erst einmal hingeschafft.

Der für mich allerwichtigste Kreis hat sich erst vor Kurzem gebildet. Wir sind zu 5., alles deutsche Frauen. Wir treffen uns 2-wöchentlich, immer abwechselnd bei einer von uns. Allein der Raum lädt jedes Mal zum Wohlfühlen ein, da er liebevoll von der Gastgeberin gestaltet wird.  In der Mitte liegen z.B. Orakelkarten, Steinen, Kerzen und ein paar Knabbereien 🙂

Wir treffen uns jedes Mal für 3 Stunden, die tatsächlich so gerade ausreichen, um in Ruhe anzukommen mit einer kleinen Meditation, für eine ausführliche Sharingrunde und einem Abschluss. Dieser kann mit einem gemeinsamen tiefen Atemzug auch kurz ausfallen. Zu Beginn trinken wir oftmals Cacao, wir sind alle große Cacao-Liebhaberinnen. Zudem bringt uns der Cacao noch mehr ins Herz und in unsere Intuition.

Dieser Kreis ist für mich gerade ein sicherer Anker, wie eine kleine Familie. Danke für euch wunderbare Frauen!

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