Ankunft in Aljezur
Nach meinem Tag voller Schlamassel fuhr ich weiter zu einem Campingplatz, den ich mir vorher online herausgesucht hatte. Er war gar nicht mehr weit von Aljezur entfernt, nur noch eine weitere Autostunde. Natürlich hätte ich auch gut bis dorthin durchfahren können, aber ich wollte meinen „Urlaub“ noch ausdehnen. Mir machte das Camping gerade so viel Spaß. Und meine letzten Urlaubstage wollte ich auf einem richtig schönen Platz verbringen, wobei ich ja schon bemerkt hatte, dass die Plätze in Portugal nicht mehr so schön sind wie in Frankreich zum Beispiel oder sagen wir weniger nach meinem Geschmack.
Als ich an meinem Ziel ankam (Quinta do Rossi in Porto Covo), wusste ich nicht ganz, was ich davon halten sollte. Im Endeffekt war es nur ein Stellplatz für Vans und Wohnmobile, weniger für Zelte. Genau so sah es tatsächlich online schon aus, aber auf einem der vielen Bilder hatte ich ein Zelt entdeckt, also sollte es möglich sein, dass ich meines dort aufschlage. War es auch. Der einzige Haken: es gab keinen einzigen Schattenplatz. Und das bei ca. 30 Grad im portugiesischen Sommer ist eine kleine Herausforderung. Es kamen also wieder die Gedanken: soll ich weiterfahren? Nur wohin? Die Auswahl an Plätzen war begrenzt und so richtig hatten mir die anderen bei meiner Internetrecherche nicht zugesagt. Nun gut, ich entschied mich dazu, vorerst zu bleiben. Der Stellplatz kostete mich nur 10€ pro Nacht. Ich könnte also später nochmal losfahren um etwas Besseres zu finden und ggf. die 10€ Lehrgeld zahlen.
Was wirklich schön war und mich letztendlich auch auf den Fotos überzeugt hatte, war die sehr schön hergerichtete Bar mit Aufenthaltsbereich. Notfalls könnte ich auch hier ein paar Stunden verbringen, da gab es zumindest Schatten. Als ich mich dort hinsetze – ich war gerade der einzige Gast, der tagsüber auf dem Platz war – wurde ich herzlich von einem Mann begrüßt, der entweder ein Mitarbeiter dort sein musste oder ein Freund der Familie. Er lud mich dazu ein, am gemeinsamen Lunch teilzunehmen. Ich sagte zu, erklärte aber auch gleich, dass ich weder Fleisch noch Fisch aß.
Dieser Lunch entwickelte sich als wirklich nettes Zusammensein und das Essen war außerordentlich lecker. Sie grillten für mich extra zusätzlich Gemüse. Zudem gab es Tomatensalat und Reis. Für die anderen eine riesige Schüssel mit gegrilltem Fleisch. Wir saßen mit ca. 10 Personen zusammen, alles Leute, die dort lebten, arbeiteten oder Freunde der Familie waren. Nicht jeder in der Runde sprach englisch, so saß ich die meiste Zeit einfach dabei und hörte den Gesprächen auf portugiesisch zu. Heißt: ich verstand fast nichts, sobald etwas dem Spanischen ähnelte, konnte ich mir denken, worum es ging. Keiner der Anwesenden konnte verstehen, warum ich Vegetarier bin, dafür mussten wir nicht die gleiche Sprache sprechen. Dass ich hauptsächlich vegan lebe, erwähnte ich erst gar nicht.
Nach dem Essen machte ich mich auf, um die Gegend zu erkunden und mir noch 2 weitere Campingplätze anzusehen, vielleicht wäre davon ja einer etwas für meinen super schönen Abschluss meiner Reise. Leider Fehlanzeige! Nun gut, ich verbrachte diese und noch eine weitere Nacht auf dem Campingplatz/Stellplatz, was ok war, aber sicherlich kein Highlight. Zumindest habe ich dort ein paar nette Menschen kennengelernt.
Umso mehr konnte ich mich auf mein Ziel freuen: Aljezur! Endlich kam ich an meiner neuen Wahlheimat an. Wenn ihr euch fragt, wo ich untergekommen bin, hier eine kleine Hintergrundgeschichte:
Eine – ebenfalls deutsche – Freundin von mir hat sich in den letzten Monaten ihr eigenes Tiny House gebaut. Sie selber möchte erst einmal nicht fest dort einziehen, aber für die Zeit, wenn sie aus ihrem Haus (sie macht Housesitting) ausziehen muss, weil die Besitzer kommen. Und in 1-2 Jahren plant sie ins Tiny House zu ziehen. Schon Anfang des Jahres habe ich gefragt, ob ich vielleicht vorerst dort wohnen kann, wenn ich im Sommer wiederkomme. Sie sagte, grundsätzlich gerne, aber sie weiß nicht, ob es bis dahin fertig sein wird. Ich plante eigentlich, im Juni wieder nach Portugal zu kommen, sie plante, bis dahin fertig zu sein. In meiner Vorstellung würde es klappen, ich würde so gerne einmal in einem Tiny House zur Probe wohnen um zu sehen, ob das langfristig auch etwas für mich sein könnte.
Nun verzögerte sich ihre Fertigstellung, bei vielen Arbeiten war sie auf Handwerker angewiesen, die hier leider nicht sonderlich zuverlässig sind. Passenderweise zog sich all das, was ich in Deutschland zu erledigen hatte, auch in die Länge. Bis kurz vor meiner Ankunft wusste ich nicht zu 100% ob es mit dem Einzug in das Häuschen klappen würde. Dennoch war ich die ganze Zeit im Vertrauen und irgendwie wusste ich, dass es so kommen sollte. Und: so kam es. Das Haus wurde kurz vor meiner Ankunft bewohnbar. Meine Freundin war zwar immer noch nicht ganz happy, weil ein paar weitere Kleinigkeiten erledigt werden müssten, dafür war ich umso mehr happy, dass ich Probewohnen darf!
Ich muss dazu sagen, dass ich hier mitten in der Hochsaison angekommen bin und die Mieten dementsprechend teuer sind. Erst einmal muss man eine Unterkunft finden und dann hoffen, dass man nicht den Airbnb Preis bezahlt. Die meisten Vermieter wünschen sich in der Sommerzeit natürlich Feriengäste, die mehr zahlen als „normale Mieter“. Ich hatte also gleich doppelt Glück!
Ich fuhr somit gleich das Häuschen meiner Freundin an. Ich freute mich, sie wiederzusehen und auch, in dem wunderschönen Haus wohnen zu dürfen. Es ist echt traumhaft geworden: innen sehr hell, viele Fenster, viel Holz, Platz für alles, was man braucht. Draußen eine schöne Holz-Terrasse mit Bank und Tisch, einem weiteren kleinen Tisch mit Stuhl, einem Sonnensegel und Lichterkette. Genau so möchte ich leben!
Voller Freude packte ich meine Sachen aus – das dauerte länger als erwartet. In mein Auto passte anscheinend ziemlich viel hinein, das realisierte ich in diesem Moment. Stunden später fuhr ich erschöpft, aber glücklich nach Aljezur Town um mich dort mit 2 weiteren Freunden in meiner Lieblings-Pizzeria Arte Bianca zu treffen. Was für ein Schönes Ankommen und was für eine schöne Begrüßung! Etwas unwirklich fühlte es sich allerdings noch an, hier zu sein.
In den nächsten Tagen kam ich gedanklich immer mehr hier an und fühlte mich direkt wieder so wohl in Portugal wie jedes Mal zuvor als ich hier war. Es ist für mich ein ganz besonderer Ort mit einer besonderen Energie. So etwas habe ich bisher selten erlebt. Schön, dass ich jetzt hier wohnen kann 🙂
In den letzten Monaten übte ich mich sehr stark im Vertrauen. Darin, dass alles gut wird und es so kommt, wie ich es mir wünsche. Oder sogar besser! Passend dazu habe ich gerade ein Buch übers Manifestieren gelesen: Ein neuer Anfang von Esther und Jerry Hicks. Das Handbuch zum Erschaffen deiner Wirklichkeit. Kann ich nur empfehlen, wenn du dir auch deine eigene Realität mit viel Freiheit und Freude erschaffen möchtest.
Ich habe daran geglaubt, zu Beginn meiner Portugalzeit in dem Tiny House zu verbringen. Und: es hat geklappt!
Wir dürfen mehr träumen, uns schöne Dinge wünschen und auch daran glauben, dass sie zu uns kommen.