Was macht das Leben leichter?
Was ich schon immer beim Reisen mochte, ist, einfacher und leichter zu leben. Klar, wenn man Urlaub macht und reist, ist man wahrscheinlich generell entspannter als im Alltag zu Hause. In den letzten Jahren habe ich allerdings viel Zeit im Ausland verbracht UND zeitgleich gearbeitet und fand es immer entspannter als in Deutschland. Jedes Mal fragte ich mich, woran es lag und habe versucht, anschließend Dinge auch im Alltag in Deutschland zu ändern. Das ist mir eine gewisse Zeit lang gelungen, dann bin ich allerdings wieder in vorherige Muster verfallen.
Ich würde sagen, dass ich auch hier in Portugal einfacher und leichter lebe. Nur was ist denn nun genau anders?
Weniger Angebot und Konsum
Erst einmal gibt es viel weniger Angebot. Z.B. weniger Cafés und Restaurants. In der Großstadt gibt es von beidem unglaublich viel, ständig wird zudem etwas Neues eröffnet. Einerseits liebe ich es, diese Möglichkeit und Auswahl zu haben, andererseits kann es auch anstrengend sein.
In Portugal koche ich noch häufiger selbst und überwiegend esse ich Obst und Gemüse. Lauter frische Lebensmittel aus der Region. Hier gibt es auch mehr Auswahl an Lebensmitteln aus der Region als in Deutschland.
Generell führt weniger Konsum zu einem einfacheren Leben. In der Stadt wird man ständig verführt, etwas zu kaufen (was man nicht unbedingt braucht). Hier gibt es gar nicht so viele Geschäfte. Als ich zuletzt für längere Zeit in Travemünde war, wohnte ich in unmittelbarer Nähe der Einkaufsstraße. Und tatsächlich hatte ich oft das Gefühl, ich bräuchte neues Dinge. Seien es neue Flip-Flops, Bekleidung, eine Kette etc. Klar ist es schön, sich mal was Neues zu kaufen, dagegen spricht nichts. Ich merke nur, dass ich diesen Wunsch gar nicht verspüre, wenn ich dem Angebot nicht ausgesetzt bin. Mir fehlt nichts.
Minimalistischer leben
Zudem habe ich hier viel weniger Gegenstände als in Deutschland. Aktuell habe ich noch Einiges in Deutschland eingelagert und vermisse davon wenig bis gar nichts. Wahrscheinlich könnten ganz viele dieser Dinge ausgemistet werden. Und ich kann dazu sagen, dass ich wahrscheinlich bereits viel weniger Gegenstände besitze als der Durchschnitt.
Ich frage mich mittlerweile bei jeder Sache, die ich besitze, ob ich sie wirklich brauche. Wenn nein, und vor allem, wenn sie schon lange Zeit nicht mehr in Gebrauch war, wird sie weggegeben. Ich schmeiße sehr selten etwas weg, ich versuche zu verkaufen oder zu verschenken, also auf jeden Fall weiterzugeben. Meistens findet sich jemand, der sich über das, was ich selber nicht mehr haben möchte, freut.
Verbunden mit der Natur
Was meiner Meinung nach einen großen Unterschied macht, ist, dass ich in Portugal ganz viel draußen bin, in der Natur. Die Natur erdet uns und verbindet uns wieder mehr mit unserer wahren Essenz. Dem, was wir wirklich sind. Die Ruhe, Einfachheit und Nähe zur Natur tut uns gut und hilft, innerlich zur Ruhe zu kommen. Auf einmal werden andere Dinge unwichtiger.
Weniger Arbeiten
Ich versuche zudem weniger zu arbeiten. Hier brauche ich generell weniger Geld zum Leben als in Deutschland, das macht natürlich einen Unterschied und lässt es zu, dass ich weniger arbeite und mehr Zeit für andere Dinge bleibt. Ich weiß, in Deutschland erscheint das oft kaum möglich. Allerdings glaube ich, dass es auch dort oft eine Frage der Prioritäten ist. Sind mir ein eigenes Haus und ein großes Auto wichtig, so muss ich natürlich mehr Geld verdienen und mehr arbeiten.
Schnelllebigkeit und Reizüberflutung
Alles etwas langsamer machen, generell weniger machen, mehr in der Natur sein als online, Land statt Stadt, Slow Food statt Fast Food, Selbstverwirklichung statt Bespaßung. All das setze ich hier eher um als in Deutschland. Wenn ihr nun beim Wort Fast Food denkt, dass ich sonst zu McDonalds gegangen bin: nein, das nicht. Aber hier mal schnell eine Falafel oder dort ein Brötchen vom Bäcker waren eher meines. Denn ja, auch unsere belegten Brötchen aus der Bäckerei sind Fast Food. Geht schnell, oder?! Es heißt nicht, dass man das nie machen bzw. essen dürfte. Aber halt nicht ständig. In Aljezur hätte ich gar nicht die Möglichkeit, das ständig zu machen 😉
Ich persönlich merke, dass es mich stresst, dieser Reizüberflutung in der Stadt ausgesetzt zu sein. Es ist laut, überall sind Menschen, Autos, Betonklötze, Leuchtreklame oder zumindest Plakate an der Bushaltestelle oder Tankstelle, die Schriftzüge der Geschäfte und Restaurants.
Je größer die Stadt, desto schneller die Schritte der Menschen, so zumindest mein Gefühl. Schnell muss der Mensch zur Bahn laufen, weil der nächste Termin ansteht, zu dem er nicht zu spät kommen darf. Danach noch ins Fitnessstudio und zum Tagesabschluss einen Drink mit Freunden in der neuen angesagten Bar nehmen. Puhh, es stresst mich schon, wenn ich davon schreibe. Und wenn ich ehrlich bin: genau so war ich früher!
Heute sieht man mich eher Yoga machen in einem abgelegenen Retreat Center mit Blick auf den See. Gestern zum Beispiel – es war ganz wunderbar!
Fremdbestimmung
Wer fühlt sich schon so richtig frei in seinem eigenen Leben und mit seinen Entscheidungen? Oder überwiegen Fremdbestimmung und Abhängigkeiten von Job, Chef, Besitz, Banken usw.? Das Leben fühlt sich leichter an, wenn wir selber bestimmen, wann, wo und was wir arbeiten. Und je mehr wir besitzen, desto mehr Verantwortung haben wir. Es gibt einen schönen, passenden Spruch eines buddhistischen Mönchs: „Wenn du etwas loslässt, bist du etwas glücklicher. Wenn du viel loslässt, bist du viel glücklicher. Wenn du ganz loslässt, bist du frei.“ Je mehr wir uns also von äußeren Besitztümern unabhängig machen, desto freier und leichter fühlen wir uns.
Weniger Wohnfläche
Zuletzt in Overath habe ich bzw. wir in einem Haus gelebt, ca. 115 qm2. Für mich war das schon sehr groß. Natürlich musste dementsprechend viel sauber gemacht und instandgehalten werden. Aktuell wohne ich in einem Tiny House, keine Frage, dass das Suberhalten dort einfacher und schneller möglich ist. Brauchen wir also wirklich mehr Wohnfläche um uns wohl zu fühlen oder tut es auch etwas Kleineres? Natürlich muss es nicht gleich ein Tiny House sein. Vor allem für Familien oder auch für Paare kann das zur Herausforderung werden. Gestern allerdings traf ich ein nettes, deutsches Paar, die 3 Kinder haben und auch im Tiny House wohnen. Oder besser gesagt in Tiny Houses, sie habennämlich gleich zwei davon . So kann man es auch machen.
Wir dürfen uns immer wieder selber fragen, wie wir unser Leben leichter und einfacher machen können. Vielleicht wirkt das Loslassen erst wie ein großer Verzicht, aber letztendlich steckt ein großer Gewinn dahinter: Nämlich Freiheit und Zufriedenheit.
3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
So schön von dir und deinem aktuellen Leben gelesen zu haben.😍 ich kann das alles total nachvollziehen und mir geht es da ganz ähnlich. Ich sende dir ganz liebe Grüße nach Portugal ☀️
Auch schön, von dir zu lesen! 🙂
Wenn du/ihr mal in Portugal seid, sag gerne Bescheid. Ich würde mich freuen, dich wiederzusehen.
Ganz liebe Grüße!
[…] zu leben, einfacher zu leben. Darum ging es bereits in einem meiner letzten Beiträge: Das einfachere Leben. Ob es für mich ein Tiny House wird, weiß ich allerdings nicht. Ich bin von dem Wohnkonzept an […]