Ein Tag mit Hindernissen
Heute ist einer dieser Tage, an denen einfach alles schief zu laufen scheint. Auf jeden Fall hatte ich es mir anders vorgestellt! Ich war auf einem Campingplatz, der direkt an einem sehr schönen Fluss liegt. Dort kann man wunderbar baden, allerdings sind Hunde offiziell nicht erlaubt. In der früh bin ich dort mit Enka spazieren gewesen und wollte anschließend eine kleine Runde schwimmen. Ich liebe es, morgens ins Wasser zu hüpfen, wenn es noch relativ leer und friedlich ist. Enka habe ich in Sichtweite an einem Baum festgebunden. Dazu muss ich sagen, dass sie große Trennungsangst hat und nicht gerne alleine bleibt. Wir üben es immer wieder und es wird auch schon etwas besser, allerdings ist dieses „Problem“ immer noch da.
Kaum bewegte ich mich in Richtung Wasser, fing sie an zu bellen, obwohl ich in Sichtweite war. Ich lief weiter und traute mich bis ins Wasser zu gehen, allerdings hörte sie nicht auf zu bellen. Ganze 3 Sekunden verbrachte ich in dem wunderbar kristallklaren Fluss, dann flitzte ich wieder hinaus in Richtung Hund, um nicht noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen. Schließlich durfte Enka ja eigentlich gar nicht mit an diese Badestelle kommen. Sonst hätte ich sie einfach noch ein bisschen warten lassen.
Etwas frustriert gingen wir zurück zum Zelt (ich war frustriert, sie ganz glücklich, dass Frauchen wieder da war). Der Campingplatz war zwar ganz okay, aber so richtig wohl fühlte ich mich dort nicht. Also entschied ich mich fürs Weiterfahren, um mich langsam Aljezur zu nähern und auf dem Weg einen etwas schöneren Platz zu finden.
Da ich während der letzten 1 1/2 Wochen sehr simpel mit wenig Equipment gecampt habe, schaute ich, ob es entlang der Route einen Decathlon gab. Dort wollte ich mir zumindest einen kleinen Tisch und einen Stuhl kaufen. Ich mag es zwar, auf der Yogamatte zu picknicken, mit der Zeit sehnte ich mich allerdings mal wieder nach einem komfortableren Setting.
Zum Decathlon war es nur ein kleiner Umweg, also fuhren wir dort hin. Nun kommt der nächste Punkt, warum es manchmal herausfordernd ist, alleine mit einem Hund zu reisen: er darf in die meisten Geschäfte nicht mit hineinkommen. Online hatte ich gesehen, dass man, zumindest in Deutschland, Hunde mit in den Decathlon nehmen darf. Ob das in Portugal auch so ist, wusste ich nicht, generell ist Portugal ja weniger hundefreundlich. Dass die Karten schlecht standen, dachte ich mir, versuchen wolle ich es dennoch.
Als wir dort ankamen, nahm ich Enka etwas unsicher mit in den Laden, fragte, ob das okay sei und erhielt direkt die Antwort: Nein! Na gut, das hatte ich mir ja schon gedacht. Also zurück zum Auto und weiterfahren. Sie alleine im Auto lassen ist bei den aktuellen Temperaturen tagsüber keine Option. Ich war den neuen Camping-Asseccoires so nah und dennoch sah ich keinen Weg, sie vom Decathlon in mein Auto zu bekommen…
Okay, ich bin bisher ohne Tisch und Stuhl ausgekommen, dann wird es jetzt für die letzten Tage meiner Reise auch noch funktionieren. Die Fahrt ging also weiter südlich zum nächsten Campingplatz, den ich mir bereits online herausgesucht (aber nicht gebucht) hatte. Die Bewertungen auf Google waren ok, doch hatte ich schon vorher kein so gutes Gefühl. Als ich dort ankam, bestätigte es sich. Das Restaurant hatte geschlossen, kein Wi-Fi, in der Nähe kein Supermarkt und Wasser gab es nur in 0,3 l Flaschen zu kaufen (und davon hatte ich nicht mehr viel). Sollte ich weiterfahren zu einem anderen Campingplatz? In nächster Umgebung gab es leider keinen, zudem hatte ich keine Lust mehr bei über 30 Grad im Auto zu sitzen (und Enka auch nicht, das konnte ich an ihrem Hecheln erkennen). Außerdem hatte ich schon seit geraumer Zeit Kopfschmerzen, also kam Weiterfahren nicht infrage. An dem Tag hatte ich passenderweise auch noch meine Tage bekommen, daher die Kopfschmerzen! Also entschied ich mich zu bleiben.
Ich dachte mir: oftmals sieht man so eine neue Umgebung ja noch mal anders, wenn man ein wenig Zeit dort verbracht hat. Ich nehme vorweg: das passierte in diesem Fall leider nicht. Manchmal kann ich gar nicht genau beschreiben, was es ist, dass mir nicht gefällt, es ist eher ein Gefühl. Die Energie an dem Ort. Am nächsten Tag sollte es also weitergehen, das wusste ich bereits.
Noch etwas, dass zu diesem Tag passte: nachmittags habe ich eine kleine Wanderung zu einem nahe gelegenen Fluss unternommen. Auf Maps sah er sehr viel näher aus als in Realität. Und im Schatten fühlte es sich auf dem Campingplatz zuvor auch viel kühler an, als es tatsächlich war. Wir liefen also über eine lange, sonnige Straße, ohne Schatten, und ich stellte fest, dass es immer noch 30° waren. Sonnencreme im Auto gelassen, den Sonnenhut ebenfalls. Oh Mann, schon wieder eine falsche Entscheidung getroffen! Egal, wir liefen weiter.
Als wir an dem Flüsschen ankamen, war ich überrascht, ich fühlte mich wie in Südamerika. Genauso sah es dort auch oftmals aus. Von hier hätte man eine kleine Bootstour buchen können. Ich muss euch sicher nicht sagen, dass auch das mit Enka leider nicht möglich war… Gab es hier sonst noch irgendwas zu sehen oder zumindest ein Café oder Restaurant, wo wir uns kurz ausruhen und neue Kräfte für den Rückweg sammeln könnten? Leider nein. Bzw. es gab ein Restaurant , das machte allerdings erst ein paar Stunden später auf, ansonsten gab es nur einen kleinen Kiosk, wo man die Boot-Tickets kaufen konnte und ein paar Snacks.
Da ich von der Wanderung in der Sonne ziemlich k.o. war, suchte ich zumindest einen Sitzplatz im Schatten auf einer Bank. Kaum saß ich dort, fing Enka an wie wild herumzulaufen, wahrscheinlich wurde sie von kleinen Tierchen gestochen. Oder von Fliegen verfolgt, ich weiß es nicht. Zudem kam ein lautes Hundegebell ein paar Meter weiter. Der Hund befand sich zwar hinter einem Zaun, Enka, bekam aber solche Angst, dass sie nur noch weg wollte und wie verrückt an der Leine zog. Okay das war’s dann mit Ausruhen. Also starteten wir unsere Wanderung zurück. Irgendwie hatte ich mir den Tag anders vorgestellt. Ich war ziemlich froh, als wir wieder am Zelt ankamen.
Auch, wenn heute alles anders kam, als erwartet oder erwünscht, ich nehme es so an, wie es ist. Natürlich bin auch ich ab und an wütend, frustriert oder mies gelaunt. Was vollkommen ok ist, es darf da sein. Wir sollten diese Gefühle nicht wegschieben, weil wir sie nicht haben wollen. Denn das führt dazu, dass sie immer noch in uns schlummern.
Was tue ich also in diesen Momenten? Ich spüre hinein, nehme das Gefühl wahr und akzeptiere, dass es gerade da ist. So verschwindet es auch relativ schnell wieder. Ich gebe zu, das ist eine Übungssache und war nicht immer so. Früher hätte ich mich mehr in die Dinge hineingesteigert, mehr Gedanken an Negatives verschwendet und gewollt, dass es anders ist. Aber was bringt uns das? Nichts. Wir versinken in dieser Negativität und vielleicht auch in Selbstmitleid.
Was will ich mit all dem sagen? Dinge laufen nicht immer so, wie wir sie uns vorstellen. Das ist normal und gehört zum Leben dazu. Manchmal haben wir eine ganz bestimmte Vorstellung von etwas und sind dann enttäuscht, wenn es anders kommt. Vielleicht sollten wir öfter ohne diese Vorstellung von etwas durchs Leben gehen und mehr das annehmen, was wirklich ist. Ob das dann „gut“ oder „schlecht“ ist, ist ja unsere Bewertung. Tatsächlich übe ich mich seit ein paar Monaten nochmals mehr darin, dem Fluss des Lebens zu vertrauen. Ich würde sagen, ich bin darin schon ganz gut geworden 🙂