Wohnen im Tiny House – kann ich mir das auf Dauer vorstellen?
Tiny Häuser sind ja in den letzten Jahren immer beliebter geworden. In Deutschland, aber auch in Portugal. Wobei es hier schon länger mehr alternative Wohnmodelle gibt, würde ich sagen. Hast du schon einmal in einem Tiny House gewohnt? Vielleicht darin Urlaub gemacht?
Auch als Urlaubskonzept boomen Tiny Häuser. Tatsächlich habe ich schon vor Jahren darüber nachgedacht, einen umgebauten Bauwagen zu kaufen und zu vermieten, weil ich dachte, dass es ein gutes Einkommensmodell ist. Letztendlich wurde nie etwas daraus, ich hätte unter anderem nicht gewusst, wo ich ihn hätte hinstellen sollen. Das ist in Deutschland ja relativ kompliziert aufgrund der gesetzlichen Vorgaben.
Was ebenso seit ein paar Jahren in aller Munde ist, ist Minimalismus im Allgemeinen. Befreie dich von Dingen und fühle dich leichter. Ich muss sagen, dass ich das genau so sehe und schon lange versuche, mich von Ballast zu befreien. Angefangen hat es mit meiner ersten langen Reise über 3 Monate in Südostasien und Australien. Ich war nur mit meinem Rucksack unterwegs und ich habe nichts vermisst. Natürlich braucht man auf Reisen weniger, als wenn man fest an einem Ort wohnt. Dann muss die Unterkunft mit einigen wichtigen und auch funktionalen Dingen ausgestattet sein, wie z.B. Küchenutensilien. Oder in manchen Region, wie z.B. Deutschland, benötigt man im Winter einfach mehr (dicke) Kleidungsstücke als im Sommer in Thailand 🙂
Jedes Mal, wenn ich von einer langen Reise zurückkam, habe ich mich zwar darüber gefreut, ein paar meiner privaten Habseligkeiten wiederzusehen, bei vielem habe ich allerdings gemerkt, dass ich sie nicht vermisst und auch schon länger nicht mehr benutzt habe. Dementsprechend habe ich nach und nach ausgemistet, verkauft und verschenkt. Es fühlte sich befreiend an!
Ok, zurück zur eigentlichen Frage: kann ich mir vorstellen, dauerhaft in einem Tiny House zu wohnen? Ich hatte ja das Glück, für einen Monat in dem meiner Freundin Anja zu leben. Dort habe ich mich vom ersten Moment an wohl gefühlt. Anja hat das Haus sehr liebevoll eingerichtet, es ist sehr hell, hat viele Fenster, viel Holz. Das spricht mich direkt an. Es ist gemütlich und gleichzeitig hatte ich das Gefühl, Platz für alles zu haben, was ich brauche.
Hier ein Rundgang durch das Tiny House, in dem ich einen Monat gewohnt habe. Weiter unten findet ihr Infos und Links zu dem Projekt.
Allerdings kam ich ja bisher „nur“ mit einer Autoladung voll Sachen hierher, den Großteil habe ich in Deutschland eingelagert. Wenn ich all das nach Portugal bringen würde, müsste ich nochmals ordentlich ausmisten. Tatsächlich habe ich das eh vor, egal, wo ich nachher leben werde. Für ein Leben in einem Tiny House müsste ich noch wirklich viele Dinge loswerden. Jetzt gerade würde ich sagen: ist doch kein Problem, hier vermisse ich doch aktuell eh nichts. Wenn ich dann vor den ganzen Sachen stehe, fällt es mir sicherlich schwerer.
An vielen Dingen hängt ein emotionaler Wert, einige andere könnte ich vielleicht nochmal gebrauchen. Es macht auch keinen Sinn, zu viel zu entrümpeln um kurze Zeit später zu merken, dass es fehlt und es dann nachzukaufen. Es muss also eine gesunde Mitte sein, wie bei den meisten Dingen im Leben.
Abgesehen von dem recht überschaubaren Stauraum bleibt die Frage: sind ca. 23qm2 ausreichend? Vielleicht fühlt man sich eingeengt? Das waren vorher meine Gedanken. Während der vier Wochen in dem Haus hatte ich allerdings nicht ein einziges Mal dieses Gefühl. Ich muss dazu sagen, dass ich ja genau im Sommer hier angekommen bin und demnach viel Zeit draußen verbracht habe. Wichtig wäre mir eine große Terrasse, die die Wohnfläche quasi noch vergrößert, nur eben draußen. In Portugal ist das glücklicherweise zu einem großen Teil des Jahres möglich, ich verbringe hier viel und gerne Zeit draußen. In Deutschland sieht das schon wieder anders aus.
Das wäre für mich auch ein Grund, in Deutschland nicht in ein Tiny House zu ziehen. Die Phase, in der man viel Zeit drinnen verbringt, wäre mir dafür einfach zu lang. Hinzu kommt, dass es wohl recht schwer ist, dort einen Stellplatz zu finden.
Nun gut, auf die gesetzlichen Gegebenheiten will ich hier gar nicht eingehen. Es geht mir mehr um das Gefühl. Und was bedeutet es, auf so kleinem Raum zu leben? Es bedeutet in meinen Augen Minimalismus, Einfachheit, Nachhaltigkeit. Sich von überflüssigem Besitz zu befreien und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das haben wir verlernt. Gerade in der heutigen Zeit, wo wir so vielen Reizen ausgesetzt sind und ein Leben im Überfluss auf vielen Ebenen führen, kann es uns erden und Freiheit schenken, wenn wir uns von Besitz befreien. Ja, ich verbinde auch Freiheit mit dem Leben auf engem Raum.
Zudem verbinde ich damit die Nähe zur Natur. In den seltensten Fällen steht das Tiny House in einem Wohngebiet, sondern eher mitten im Grünen. Dadurch, dass der Raum begrenzt ist, verbringt man wohl generell mehr Zeit draußen, aber auch, weil man der Natur so nah ist.
Außerdem kann es eine kostengünstige Wohnalternative sein, die finanzielle Freiheit ermöglicht. Also wieder: Freiheit. Und wünschen wir uns das nicht alle ein wenig? Mehr Freiheit. Allerdings geht dies oft, genau wie beim Leben auf engem Raum, mit dem augenscheinlichen Verzicht von andere Dingen einher. Oder der Aufgabe von etwas Altbekanntem. Vielleicht gehört für die Umsetzung also auch ein wenig Mut dazu.
Für mich persönlich spricht ganz viel dafür, minimalistisch zu leben, einfacher zu leben. Darum ging es bereits in einem meiner letzten Beiträge: Das einfachere Leben. Ob es für mich ein Tiny House wird, weiß ich allerdings nicht. Ich bin von dem Wohnkonzept an sich begeistert. Ein klein wenig größer dürfte es für mich allerdings schon sein. Alleine kann ich es mir eher vorstellen, als zu 2. Und dann noch mit Hund!? Hmm,…
Mein Fazit: Ich wäre für das Leben im Tiny House offen und schaue, was das Leben für mich bereit hält :-). Aktuell genieße ich es, auf ein paar mehr Quadratmetern zu leben. Letztens habe ich in einer Facebook Gruppe einen Post gesehen, dass jemand ein selbst gebautes Tiny House für einen recht guten Preis verkauft. Da habe ich tatsächlich kurz drüber nachgedacht. Wenn ich irgendwann nicht mehr selber darin leben möchte, könnte ich es ja vermieten. Allerdings stellte sich heraus, dass es kein Badezimmer hatte. Das ist mir dann doch etwas zu basic. Auf ein paar Annehmlichkeiten würde ich nicht verzichten wollen: ein Badezimmer mit Toilette (kann gerne eine Komposttoilette sein, daran habe ich mich auch in Anjas Haus gewöhnt), eine Küche mit genügend Platz zum gemütlichen Kochen (weil ich das einfach gerne und oft tue), ein gemütliches und großes Sofa, eine Sitzgelegenheit, Platz für Yoga und Meditation und genügend Staufläche.
Was sagt ihr zu dem Thema?
P.S.: Wenn euch Insider Infos zum Bau des Tiny House meiner Freundin Anja interessieren, verlinke ich hier mal ihre Seite und ihren YouTube Channel:
https://www.anjameyermagick.com/tiny-house/
https://www.youtube.com/playlist?list=PLL37dVfKU5PAbf8lAioLOONGlmU9amKSl
Richtig cool, dass sie alles gefilmt hat, es sind auch richtig schöne Drohnenaufnahmen u.a. von der Umgebung, wo es gebaut wurde und jetzt steht (hier in Portugal), dabei.